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Minutentexte Partie de Campagne Übersicht Start Impressum
Ironie, Melancholie und Poesie in einer Minute zugleich – niemand schafft das wie J.R. Alles scheint in dieser einen Filmminute voll praller Sinnlichkeit und Vorfreude; die Natur ist ein einziges Verlangen nach Liebe und Entfesselung. Sie entlockt den Stadtmenschen völlig neue Empfindungen und dieser ihr Zustand beflügelt die Fantasie der beiden Provinzler. Alle Sinne kosten dies Gefühl aus: Zwei Männer die sehen; eine alte Frau, die nicht hört, dafür aber umso mehr mit ihren Händen fühlt. Und über allen Sinnen triumphiert der vielleicht sinnlichste Sinn von allen: Der Geschmack! – von Gras, Rauch, Wein, Kirsche... Minute 19 gehört vor allem Sylvia Bataille
(Mme. Bataille war zu der Zeit von „Partie de
Campagne“ im wirklichen Leben die Gattin von Georges
Bataille, dem großen Philosophen, Surrealisten und
Schriftsteller, der das Überschreiten aller Grenzen
für erforderlich hielt, um eine wirkliche Befreiung des Ichs
zu genießen. In einer einzigen Geste bringt Sylvia/Henriette ihre
ganze sinnliche Sehnsucht zum Ausdruck. „Eine Art
'Tendresse', eine unbestimmte Sehnsucht, ein Gefühl, das einen
fast zum Weinen bringt“ - wenige Minuten zuvor hatte sie die
Empfindungen in Worte gefasst, die jetzt durch ihren Körper
fließen: Ein ernster, nachdenklicher, fast trauriger Blick
zur Mutter. Dann wendet sie den Kopf ab, ein Lächeln
überfliegt ihr Gesicht und schließlich, wie befreit,
streckt sie ihren Arm aus und pflückt die Kirsche. Die Kamera
folgt der Bewegung und unterstützt so noch zusätzlich
den Ausdruck. Fast erlöst steckt Henriette die Frucht in den
Mund und isst sie auf. Dieser Moment hat etwas Schicksalhaftes. Es ist
ein Wendepunkt in der Geschichte und vielleicht in Henriettes Leben.
Ein Black folgt. Dann Himmel. Der Wind hat gedreht, die Wolken ziehen,
Sturm kommt auf...
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