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Minute 06
Fragmente in Anlehnung an 60 Sekunden


Natalie Krane

START-STOP. Ein Protokoll: Momentaufnahme in Halbtotale.

Enge. Ein Raum. Zentral ein Tisch, dahinter geschlossene Fensterläden. Auf dem Tisch diverse Flaschen, Gläser und ein Teller. Dunkelheit . Irritierende Lichtflecke. Lichtquelle kann nicht eindeutig definiert werden- bitte Prüfung durch Kollegen einleiten. Rechts - Links. Auf jeder Seite ein Mensch, je ein Mann. Links größer als Rechts- dem Anschein nach. Links trägt Kurzhaarschnitt, Schnauzbart, oben quer gestreiftes Kurzarmshirt, unten helle Hosen. Seitentaschen der Hosen wölben sich bedingt durch seine Sitzposition leicht nach außen. Haarfarbe von Links ist im Bereich des Aschblond bis Mittelbraun anzusiedeln, Augenfarbe kann bislang nicht identifiziert werden. Notiz: Links hält ein Glas in der Hand -Getränk unbekannt. Blickwechsel. Rechts. Geschätztes Alter ca. 35 Jahre. Gedrungener aber nicht übergewichtiger Köper, weißes T-Shirt mit geschlossenem Kragen. Rechter Arm ist ca. im 30° Winkel geneigt, Ellbogen stützt sich auf den Tisch. Die dem Arm zugehörige Hand wird mit gespreiztem Zeige- und Mittelfinger einer sich im Mund des Beschriebenen befindlichen Zigarette zugeführt. Beobachtung: Linke Hand von Rechts wird von selbigem merkwürdig verkrampft auf Höhe des untersten Rippenbogens gehalten.

 

START. Bewegungsstudien.

 

Einwurf  Rudolpho. 1a Vorlage. Pass von links zu Pastis. Von rechts jetzt Henri. Auffordernder Blick von Rudolpho  Aber was ist los mit Henri? Viel zu passiv und verkrampft. Ja, da zuckt er zu Recht mit den Schultern. Henri, das Vorzeigetalent hat in den letzten Monaten extrem abgebaut und konnte auch in dieser Partie noch keinerlei erwähnenswerten Leistungen zeigen. Ganz anders Rudolpho. Er sprintet nun  zielsicher über den linken Außenflügel nach vorne, bahnt sich seinen Weg, öffnet den Raum, vorne jetzt  alles offen  und...Tor! Blendend! Unglaublich! Ein Schuss wie aus dem Bilderbuch....

 

Musik. Schnitt Schein. Die Perspektive reglos bewegt sich. 

 

Es flutet

Plätschert, rauscht

Hinein in dunkle Höhle.

Erfüllt den Raum,

Bricht auf

Und bleibt

Doch ungreifbar

Fast wie ein Traum

Am Tage

Der viel verspricht

Und sich als Illusion entpuppt.

 

Puppen 2 Schaukeln

Sie sitzen und stehen

und kreischen und lachen

sehr engagiert. Musik dringt durch

 

- Wünsche zwischen Nähe und Flucht.

 

 

Kitsch: Dem Allgemeinwissenschaftler Wiki Pedia folgend steht Kitsch zumeist abwertend gemeinsprachlich für einen aus Sicht des Betrachters emotional minderwertigen, sehnsuchtsartigen Gefühlsausdruck. Als psychologische oder soziale Attribute solcher als kitschig bezeichneten Empfindungen nennt die Kritik: Konfliktlosigkeit, Kleinbürgerlichkeit, Massenkultur, Verlogenheit, Stereotypisierung, Zurückgebliebenheit, Wirklichkeitsflucht, falsche Geborgenheit oder etwas dümmlich Tröstende(s) (nach Adorno).H.D. Gelfert unterscheidet in „Was ist Kitsch?“ den niedlichen, gemütlichen, sentimentalen, religiösen, poetischen, sozialen Kitsch, Naturkitsch, Heimatkitsch, Blut und Boden-Kitsch, mondänen, sauren, erotischen Kitsch, Gruselkitsch, erhabenen Kitsch, Monumentalkitsch, patriotischen bis ideologischen Kitsch und Einschüchterungskitsch. Kritisiert wird weniger ein Mangel an Wahrheit, wie bei schlechter Kunst, sondern häufiger die psychologische Berechnung des Kitsches. Broch sieht dementsprechend in Adolf Hitler den Prototypen des Kitsch-Menschen: „Der Spießergeist, dessen Rein-Inkarnation Hitler gewesen ist (…)  entpuppt sich immer wieder als der des prüden Raubtiers, das jegliche Grausamkeit ohne weiteres hinnimmt (… ). Vielerlei Gründe lassen sich für das böse Potential des Kitsches anführen, beispielsweise das Abreißen der abendländischen Werttradition sowie die hierdurch bewirkte seelische Unsicherheit und Haltlosigkeit, von der eine so traditionsschwache Zwischenschicht wie das Spießertum sicherlich am intensivsten erfasst worden ist.“ Jemand der Kitsch herstellt, ist nach Broch "nicht einer, der minderwertige Kunst erzeugt, er ist kein Nichts - oder Wenigkönner (…) er ist kurzerhand ein schlechter Mensch, er ist ein ethisch Verworfener, ein Verbrecher, der das radikal Böse will. Oder anders gesagt: er ist ein Schwein." Wie etwa der amerikanische Künstler Jeff Koons. Er verwendete Zeugnisse der Konsumkultur als Ausgangspunkte und verfremdete oder imitierte sie. Er bearbeitete so auch Objekte aus der Alltagskunst und der Werbung. Wie letztere greift er immer wieder auf sexuelle und andere Schlüsselreize zurück, verleiht ihnen durch Verfremdung allerdings eine ironische Brechung. (Wikipedia)

 

Zeitgleich Innen

 

Nein, er durfte sich der Versuchung nicht hingeben. Bloß nicht hinaussehen. Noch nicht. Es war verlockend – der Wind jagte förmlich den Duft ihres unverbrauchten, wohlgeformten Körpers in seine feine Nase hin zu seinem Geschlecht. All ihr Schweiß lechzte nach ihm. Jeder Tropfen, der zwischen ihren Brüsten entlang rann schien ihn auffordernd anzuschauen. Aber Henri kontrollierte sich. „Konzentriere dich auf die Stimme ihrer Mutter“, sagte er zu sich selbst. Dies half, aber es genügte nicht. Eine Übersprungshandlung; das war es, was er jetzt brauchte. Er musste sich beruhigen. Rudolphe hing aus dem Fenster, war beschäftigt, abgelenkt. Der Augenblick war günstig! Mit einer einzigen schnellen Bewegung griff Henri zum Glas und löschte seine Erregung mit einem einzigen Schluck. Seine Kehle brannte. Der stechende Duft von Anis verdrängte den verbotenen und betäubte schon bald seine Sinne...

 

Ort anders nah seitlich außen rechts von

Schaukel Gerüst der Frauen Halbprofil

Hier ersteres nicht ganz diagonal positioniert.

 

Was ist das

Zwei Personen

Plötzlich da

Schaukel, Mädchen

Schaukel, Mädchen

Plötzlich lacht

Schaukel, plötzlich Mann

Rennt. Schaukel

Rennt Bogen

Zu Frau.

Schaukel

Kreisch

Baby

Sitz

Neuer Mann

Kommt, steht

Passiv

Neben

Sich

Fisch!

Ausruf, Frage

Selbstverständlich

Passiv, sagt

Frau lacht

Schaukel, Schaukel

Frische Fische

Frischer Fluss

Oben Ring

Angel hätt ich

Würd ich fischen

Sagt der Neben.

Also Fisch

Schaukel, Schaukel

Und Salat

Ach Bordeaux

Passiv geht

Un pique-nique

Sagt die Schaukel

Sicher, sicher

Nicht so heftig

Ach, genug

Kreisch

Schaukel

Mann stößt

Und vorbei.

 

 

Gegensätze fließen in/einander sich/unverhoffte Metamorphosen Ton in Ton/ Flüchtig/Details entziehen sich der/vielmehr Atmosphäre dieser/einer In Szen’ nie rund/gibt Lebendigkeit die/Kamera Ausschnitt durchbricht/behänd’ zärtlich

Zitatinterpretanaturkultur KulturNatur RealitätsKunst KunstRealität Kunst aus Realität, Realität in Kunst zitierepräsinterpretiert Sozialstruktur physisch sinnlich banal gedeckt fühlbar.

 

Blick in Tanzstimmung:

Und rechts und links, je Vierteldrehung.

Eng an den Partner,

Zusammen, zurück

Und zusammen

Und nun

Vierteldrehung zurück.

80 Grad?

 

Musik konstant.

Zufälliger Moment? - Im Käfig? - Eines Impressionismus? - In nova Manege! - Ein Spiel? - Zurück! - Noch weiter!

 

Nicht vorbei?

Nein, noch nicht

Schaukel, Schaukel

Warum das?

Balken rechts

Wegen Oma

Wegen Oma?

Wegen Oma

Welche Oma?

Balken rechts

Nicht verstanden

Schaukel, Schaukel

Ach, egal

Letzter Stoß

Und vorbei!